In Zeiten der COVID-19-Pandemie ruft virtuelle Konferenz zu einer Ökonomie des Lebens auf

01. Mai 2020
Deutsche Fassung veröffentlicht am: 04. Mai 2020

An zwei aufeinanderfolgenden Konferenzen übers Internet am 17. und 24. April befassten sich etwa 25 Teilnehmende mit den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen der COVID-19-Krise und mit der Frage, wie diese eine Gelegenheit für die Welt sein kann, Finanz- und Wirtschaftssysteme zu überdenken und neu zu definieren, damit diese wirklich die Gesundheit und das Wohlergehen von Gemeinschaften und der Erde an erste Stelle setzen und darin investieren. Diese Veranstaltungen wurden gemeinsam vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), dem Lutherischen Weltbund (LWB), der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WRK) und dem Rat für Weltmission finanziert.

„Im grellen Licht von COVID-19 kommen die großen Ungleichheiten von Einkommen und Vermögen noch klarer zum Vorschein. In unseren Wirtschaften stellen wir enorme Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern und zwischen den Generationen fest“, sagte Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri, stellvertretende Generalsekretärin des ÖRK. „Unsere Reaktionen auf die Pandemie könnten die Welt sehr wohl zum Besseren wandeln und die Art und Weise, wie wir leben, was wir essen und kaufen, was wir herstellen, wie wir Güter verteilen und wie wir unser Geld investieren, grundlegend verändern“, fügte sie hinzu.

„Unsere Wirtschaftssysteme müssen den Menschen über den Profit stellen. Wir dürfen nicht vergessen, die Lebensumstände und die Grundbedürfnisse der Menschen zu schützen“, sagte Pastor Dr. Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes. „Die COVID-19-Krise drängt uns zu einer theologischen und ethischen Erneuerung, in der wir uns mit Ungleichheiten, Armut und Politik befassen, um für ausreichende Ressourcen und einen gerechten Zugang zu den Gesundheitsdiensten zu sorgen. Jetzt ist der Moment, diese Debatte neu zu beleben“, fügte Junge hinzu.

Die beiden Online-Konferenzen über die „Ökonomie des Lebens in Zeiten der Pandemie“ fanden im Rahmen einer von den vier Organisationen geförderten Initiative für eine neue internationale Finanz- und Wirtschaftsarchitektur (NIFEA) statt, die danach strebt, eine alternative Finanzordnung zu fördern, die aus den Vorstellungen von den Rändern her entstehen soll; von den Menschen, die von den sozioökonomischen und politischen Entscheidungen bisher ausgeklammert wurden.

Pastor Dr. Chris Ferguson, Generalsekretär der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, betonte, dass das gegenwärtige weltweite Szenario uns dazu dränge, „die zentralen Visionen und Anliegen der NIFEA-Initiative aufzuzeigen und zu tragen, und dass diese unbedingt einen Wandel herbeibringen müssen“, sagte er. „Wir müssen diese Fragen über Schulden und Besteuerung in Angriff nehmen. Unsere nächsten Schritte, dabei auch die kurzfristigen, dürfen nicht weniger als drastisch sein.“

„Die Art und das Ausmaß der Pandemie haben unsere Sicht vielleicht verschleiert, aber die Tatsachen, die schon lange Schwarz auf Weiß dastanden, zeigten alle auf eine globale Katastrophe hin, auf die wir wenig vorbereitet sein würden aufgrund von eigennützigem Nationalismus, gefühlloser Nichtbeachtung der Armen und fremdenfeindlicher Haltungen und Verhalten, die uns einengen, einhüllen und schlecht vorbereiten für jegliche Katastrophe dieses Ausmaßes“, so Pastor Dr. Collin I. Cowan, Generalsekretär des Rates für Weltmission.

Die Referentinnen und Referenten griffen historische politische Faktoren auf, die zur Krise geführt haben und diese weiterhin formen und sprachen über die theologischen, ethischen und moralischen Auswirkungen sowie die kurz- und langfristigen Veränderungen in der Politik, den Institutionen und Systemen, die nötig sind, um das Leid zu mindern und noch mehr Not zu verhindern, aber auch, was noch wichtiger ist, um sich mit den Ursachen der Krise zu befassen.

Als Ergebnis der beiden Konferenzen wurde von den teilnehmenden Organisationen eine gemeinsame Mitteilung verfasst, die gleichzeitig eine Grundlage für die Fürsprache bei wichtigen finanziellen und wirtschaftlichen Institutionen bildet, wie dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, den G20 und den Vereinten Nationen.

Quelle: ÖRK-Pressezentrum

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