Kairos Europa-Konferenz zum ökumenischen Prozess „Wirtschaft(en) im Dienst des Lebens“ vom 21. bis 23. Oktober 2005 in Mannheim
Auf Initiative von Kirchen des Südens befasst sich die Ökumene seit einigen Jahren im Rahmen eines weltweiten Prozesses systematisch mit dem Weltwirtschaftssystem und dessen Auswirkungen. Im Verlauf dieser Auseinandersetzung wurden bei zahlreichen kontinentalen Konsultationen und weltweiten Versammlungen viel beachtete Stellungnahmen formuliert und Beschlüsse gefasst. Nach dem Lutherischen Weltbund (Winnipeg 2003) und dem Reformierten Weltbund (Accra 2004) schickt sich nun der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) an, auf seiner vom 14. bis 23. Februar 2006 im brasilianischen Porto Alegre stattfindenden 9. Vollversammlung eine verbindliche Antwort auf die Frage „Wie leben wir unseren Glauben im Kontext der Globalisierung?“ zu geben. Diese Leitfrage hatte die 8. Vollversammlung des ÖRK in Harare/Zimbabwe 1998 formuliert.
Bereits im Vorfeld dieser Entscheidung zeichnen sich in der ökumenischen Familie große, zum Teil grundlegende Meinungsverschiedenheiten ab. Diese treten vor allem an zwei Aspekten zu Tage: der Ekklesiologie und der Analyse.
Zum einen stellt sich die Frage, inwieweit die teilweise verheerenden sozialen und ökologischen Folgeerscheinungen der neoliberal geprägten Globalisierung es den Kirchen abverlangen, sich gerade auch aus ekklesiologischen Gründen unmissverständlich gegen das gegenwärtige Weltwirtschaftssystem zu wenden und entschieden für eine alternative Globalisierung im Dienst von Menschen und Erde zu arbeiten. Allen voran die Kirchen des Südens verstehen die – von ihnen wesentlich auf die „neoliberale ökonomische Weltordnung“ zurückgeführte – Realität von Verarmung und Verelendung, mit der sie allenthalben konfrontiert sind, ausdrücklich als ein theologisches Problem, das sie um der Integrität ihres Glaubens willen auf ein Bekenntnis gegen die bestehende Weltwirtschaftsordnung und für ein Eintreten für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit verpflichtet.
Dem gegenüber bestreiten insbesondere europäische (Volks-)Kirchen die Notwendigkeit einer solchen – auch theologisch begründeten – eindeutigen Absage an die gegenwärtige Form von Globalisierung. Ihre diesbezügliche Argumentation begründet den zweiten Strang der Meinungsverschiedenheiten. Denn aus ihrer Sicht stellt sich die „Pauschalkritik“ an der neoliberalen Globalisierung als zu einseitig und undifferenziert dar. Vielmehr halten sie die auch von ihnen gesehenen „Risiken einer unregulierten Globalisierung“ durch eine verantwortliche Gestaltung der Weltwirtschaft – etwa nach dem Modell der „Sozialen Marktwirtschaft“ – für vermeidbar.
Auf diesem Hintergrund veranstaltet KAIROS EUROPA in Absprache mit dem ÖRK die Tagung, die zur Vorbereitung der 9. Vollversammlung führende RepräsentantInnen von Kirchen aus Europa und dem Süden zusammenbringen soll. Sie verfolgt die Absicht, die konfligierenden Positionen auf biblischer Grundlage sowohl analytisch wie ekklesiologisch deutlicher als bisher herauszuarbeiten und konstruktiv miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei soll auch nach konkreten Handlungsmöglichkeiten für Kirchen, Gemeinden und Einzelne gesucht werden.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Tagungsprogramm und der Tagungsdokumentation.